Zum Inhalt

Chat Messenger

Bekannte Messenger wie Whatsapp oder Telegram haben nicht nur datenschutzrechtliche Probleme, sondern sind hauptsächlich für die Kommunikation zwischen Einzelpersonen oder in kleinen unmoderierten Gruppen ausgelegt und ihnen fehlen Funktionen, die für die strukturierte Zusammenarbeit in Gruppen und Teams wichtig sind. Für den einfachen Umstieg auf eine Open-Source-Alternative zu Whatsapp ist Signal mit ähnlichem Funktionsumfang schon ein guter Anfang. Die Kommunikation ist grundsätzlich verschlüsselt und das Tool ist Open-Source, läuft aber über zentrale Server, die von einer Stiftung in den USA betrieben werden. Ein schon recht altes, aber vor allem unter technikaffinen Menschen weit verbreitetes Chat-Protokoll ist das Extensible Messaging and Presence Protocol (XMPP). Es ist ähnlich wie E-Mail dezentral aufgebaut. Jede:r kann einen eigenen Server betreiben und mit anderen Nachrichten austauschen, das wird auch als „Föderieren“ bezeichnet. Auch gibt es mehrere unterschiedliche Client- und Server-Implementierungen, die untereinander kompatibel sind. Einen einfach zu installierenden Server und App bietet z.B. Snikket. Andere alternative Messenger für spezielle Anforderungen sind Briar oder tox.chat. Sie setzen auf sog. P2P-Kommunikation und benötigen damit keinen Server. Sie sind besonders geeignet, wenn absolute Vertraulichkeit z.B. unter einem autoritären Regime notwendig ist. Für die Kommunikation in Teams werden aber häufig mehr Funktionen benötigt und eine Trennung von privater Kommunikation und Team-Kommunikation ist oft erwünscht. Daher vergleichen wir im Folgenden verschiedene Messenger Plattformen, die für die Anwendung in Teams optimiert sind.

Messenger Plattformen

Überblick

Wir haben vier unterschiedliche Plattformen ausprobiert und in Vergleich mit sehr beliebten, aber proprietären Messenger Plattform Slack1 gesetzt.

Matrix Mattermost Rocketchat Zulip
Lizenz 🕊️ 🕊️ / 💲 🕊️ / 💲 🕊️
Apache 2.0 MIT/EPL MIT/EPL Apache 2.0
Installation S S S M
SSO ✔️ 💲 ✔️ ✔️
Entwicklung Matrix.org Foundation Mattermost Inc. Rocket.Chat Technologies Corp. Kandra Labs Inc.

Funktioneller Vergleich

Im Folgenden werden Funktionen zwischen Slack und Open-Source Alternativen verglichen.

  1. Threads: Bieten die Möglichkeit in einem Gruppenchat auf gezielte Themen zu antworten und das Thema zu verfolgen.
  2. Ansichten: Es gibt zusätzliche Ansichten für ungelesene Nachrichten, Benachrichtigungen und Erwähnungen.
  3. Videotelefonie: 1-zu-1 und Gruppentelefonate.
  4. Sprachnachrichten: Werden vor allem im Privaten Kontext immer beliebter.
  5. Globale Suchfunktion: Die über Chats und Räume hinweg das Finden von Nachrichten ermöglicht.
  6. Communities: User und (Gruppen-) Chats können thematisch oder nach Projekten gruppiert werden.
  7. Integration von anderen Apps wie z.B. Umfragen, Emails, Projektmanagement.
  8. Föderierbar: User von einem Server können mit Usern von einem anderen Server kommunizieren. Das impliziert, dass der Dienst dezentral aufgebaut ist und den Betrieb eigener Server-Instanzen erlaubt.
  9. E2E Verschlüsselung: Ende-zu-Ende Verschlüsselung bedeutet, dass wirklich nur die User:innen ihre Nachrichten lesen können. Auch ein:e System-Adminstrator:in hat keinen Zugriff auf die Inhalte. Das ist besonders wichtig für Gruppen, die sehr hohen Wert auf die Vertraulichkeit ihrer Nachrichten legen.
Funktionen Slack Matrix, Element Mattermost Rocketchat Zulip
1. Threads ✔️ in Beta ✔️ ✔️ ✔️
2. Ansichten ✔️ ✔️ ✔️
3. Videotelefonie / Konferenzen Zoom integr. ✔️ / Jitsi Jitsi ✔️ Jitsi/BBB Beta ❌ link zu Jitsi/BBB/Zoom
4. Sprachnachrichten 💲 ✔️ ✔️
5. Globale Suchfunktion ✔️ teilweise ✔️ ✔️
6. Communities ✔️ ✔️ ✔️ ✔️
7. Integrationen ✔️ ✔️ ✔️ ✔️ ✔️
8. Föderierbar 💲 Slack-Connect ✔️ ❌ über Matterbridge ❌ (Alpha) ❌ (Bridges zu Matrix, Slack, weitere)
9. E2E Verschlüsselung ✔️ ✔️

Matrix, Element

Matrix2 steht in erster Linie für ein auf HTTP basierendes offenes Protokoll für Messaging. Dieses Protokoll wird durch verschiedene Server- und Client-Implementierungen umgesetzt. Hier wurden Matrix-Synapse als Server und Element als Client getestet. Im Vergleich zu anderen Lösungen ist Grundbestandteil des Protokolls die sog. Föderierung, womit alle Matrix-Server, egal wer sie betreibt, untereinander kommunizieren können. Das Protokoll ist vergleichbar mit dem dezentralen Ansatz von E-Mail-Servern. Matrix-Server leiten Nachrichten zu dem jeweils zuständigen Matrix-Server weiter, bei dem der:die Benutzer:in registriert ist. Die Föderation kann für einen Server aber auch deaktiviert werden, um die Kommunikation auf eine Organisation zu beschränken. Aktuell können nur 1-zu-1 Videoanrufe direkt über Matrix/Element durchgeführt werden, für Gruppentelefonate wird momentan eine Jitsi-Integration verwendet. Hier ist aber auch eine native Umsetzung bereits in der Testphase.

Durch das offene Matrix-Protokoll gibt es noch eine Vielzahl an weiteren Implementierungen und Erweiterungen für Räume (Extensions) oder sog. Bots und Bridges, die weitere Funktionen oder Anbindungen zu anderen Messenger-Plattformen ermöglichen. Die Qualität der Erweiterungen kann aber stark schwanken. Ein häufiges Problem in der praktischen Anwendung von Element als Client ist, dass User:innen vergessen ihre Passphrase für die Wiederherstellung von E2E-Encryption-Keys zu speichern. Dadurch ist schon häufiger User:innen ihre gesamte Historie abhanden gekommen.

Mattermost

Mattermost3 ist primär auf eine themenbezogene Kommunikation innerhalb von Organisationen ausgelegt und als Slack-Alternative anzusehen. Die Lizenzbeschreibungen enthalten einige undurchsichtige Formulierungen, welche Funktionen jetzt und in Zukunft in der Communityund welche in der Enterprise-Lizenz vorhanden sein werden. Dies hinterlässt ein paar Fragezeichen bezüglich der zukünftigen Verfügbarkeit als Open-Source-Tool. SSO und weitere Features sind nur in der kommerziellen Professional-Lizenz enthalten. Mit der Matterbridge kann Mattermost an andere Chat-Portale und Lösungen angebunden werden. Es ist aber auf die Kommunikation innerhalb der eigenen Organisation fokussiert. Mattermost gliedert sich in Channels und Direct Messages auf. Über einen angebotenen Marketplace (Apps) kann der Funktionsumfang erweitert werden. Grundsätzlich macht Mattermost einen soliden Eindruck, die Bedienung funktioniert reibungslos und alle wesentlichen Features sind enthalten. Die Bedienung der globalen Suchfunktion ist wenig intuitiv. Sprachnachrichten sind nur teilweise über ein Plugin nachrüstbar (keine Mobilunterstützung). Dafür wird man mit einem Tutorial gut in den Messenger eingeführt und findet sich schnell zurecht. Die Integration des Kanban-Boards Focal ist vielversprechend und kann Mattermost zu einer Komplettlösung für manche Teams machen.

Rocket.Chat

Rocket.Chat4 positioniert sich selbst als Slack-Alternative und nennt sich die größte Open-Source-Kommunikationsplattform der Welt. Rocket.Chat unterscheidet zwischen Kanälen und Diskussionen, welche Kanälen zugeordnet sind. So kann ein Hauptthema in mehrere Unterthemen unterteilt werden. Außerdem gibt es die Möglichkeit Teams zu erstellen, die eine Gruppe von Benutzer:innen bilden. Es ist aber nicht möglich wie bei anderen Messengern Bereiche zu erstellen, die nur bestimmte Chats anzeigen und für mehr Übersichtlichkeit sorgen. Ein Marketplace (Apps) ermöglicht zudem eine modulare Erweiterung. Interessant kann die Anbindung an andere Messenger wie Instagram, WhatsApp usw. und auch klassische E-Mail Postfächer sein. An einer nahtlosen Ankopplung an das Matrix-Netzwerk wird zur Zeit gearbeitet.

Zulip

Zulip5 beinhaltet direkt eine Importfunktion zur Migration von Slack, Mattermost, Gitter oder Rocket.Chat. Der Aufbau der Basisfunktionen der Weboberfläche basiert auf Chat-Nachrichten direkt zwischen Benutzer:innen und so genannten Streams. Die Streams können themenbezogen angelegt werden und mehrere Benutzer:innen können so z.B. als Projektteams oder zu einem Thema innerhalb dieser Streams per Chat kommunizieren. Innerhalb von Streams können Topics weitere Unterkategorien bilden. So kann z.B. ein Projekt ein Stream sein und die einzelnen Themen des Projektes können in Topics diskutiert werden. Funktionen, wie Erwähnungen, sind zur besseren Benachrichtigung von angesprochenen Benutzer:innen ebenfalls vorhanden. Das Design und die etwas von bekannten Tools abweichende Funktionsweise machen den Einstieg in das Tool etwas schwer. Der starke Fokus auf Topics und andere Funktionen, wie Ansichten für Erwähnungen, versprechen bessere Übersicht. Insgesamt macht Zulip aber eher den Eindruck für technisch versiertere Gruppen ausgerichtet zu sein.


  1. https://slack.com 

  2. https://matrix.org/ 

  3. https://mattermost.com/ 

  4. https://rocket.chat/ 

  5. https://zulip.com/